Portrait: Wolf Waschkuhn

Name: Wolf Reginald Guido Waschkuhn
Alter: 57
Wohnort: 1290 Versoix, Kanton Genf
Yachtclub: Club Nautique de Versoix, Royal Southern Yacht Club
Boot: SUI-318, 1quick1

Wie bist Du zum Drachensegeln gekommen?
Ich segle seit meinem 8. Lebensjahr – Optimist, Pfeil-Jolle, 420er, 470er, Laser, Dyas, nationale (deutsche) und internationale Regatten. Während meiner Zeit in London ab 1998 dann Mitglied im Royal Southern Yacht Club, Hamble. Mein Heimatrevier war der Solent, mein seinerzeitiges Schiff eine Projection 762, GBR 7628R, ein Vierteltonner. Ab 2007 dann Eigner einer X-35 «X on the Beach», GBR 6835R, mit dem wir die ersten X-35 Weltmeisterschaften in Kiel gesegelt sind, Heimathafen anschließend im Real Club Nautico Palma, Mallorca. Die X-35 war und bleibt ein herrliches Schiff, allerdings wurde mir der Aufwand mit Creworganisation zu groß und die Mobilität war zu beschränkt. Außerdem wurde ab 2012 klar, dass die Klasse das gleiche Schicksal wie vergleichbare Klassen, z.B. die Mumm 30, erleiden würde, nämlich dass die Karavane der Profis bald weiterziehen würde wie ein Schwarm Heuschrecken…

Schon 2009 hatte ich die Gelegenheit, während der Cowes Week bei einem Drachen als Crew mitzufahren. Das Schiff schien mir seinerzeit eine technische Herausforderung, die Klasse war gefestigt, das Schiff in seiner Ästhetik eine Pracht und Crewmanagement deutlich einfacher.

Nach meinem (erneuten) Umzug nach Versoix habe ich mir 2012 meinen ersten Drachen gekauft – GER 1067, das ehem. Schiff von Reemt Reemtsma, ein 2009er Petticrows. Lernjahre mit wechselnden Crews, die fast jeder auch noch so begabte Segler auf dem Drachen hat, folgten. Die erste große, internationale Meisterschaft, an der wir teilnahmen, war die Europameisterschaft 2016 in St. Petersburg, Russland. Abgesehen von den schönen Erlebnissen auf diesem phantastischen Revier gaben mir die für unsere damaligen Verhältnisse guten Ergebnisse und die Unterhaltungen mit Markus Wieser und Hendrik Witzmann Ansporn, meine Drachenkarriere zu professionalisieren, sowohl beim Schiff als auch bei der Crew.

Dazu kam eine zunehmend enge Verbindung mit TUR1212, Provezza, die uns mit verbesserten Leistungen als guten Sparringspartner wahrnahmen. In Folge dessen waren wir im Team Provezza bei der WM in Cascais in 2017 und wurden durch Ron Rosenstein als Coach betreut.

Mit der Ankunft des neuen v6 von Petticrows wurde auch die Wahl des neuen Schiffes einfach, das wir in 2018 erhielten. Die nächste Stufe in der Entwicklung nach der WM in Freemantle in 2019 erfolgte dann mit dem Anheuern der nun ständigen Crew Joao Vidinha (POR) und Charles Nankin (RSA). Erste Rennsiege und achtbare Ergebnisse auf internationalen Regatten (französische Meisterschaften in Port Camargue, 90th Anniversary, Grand Prix und GP Finals in Puerto Portals) folgten.

Nach der WM 2019 in Freemantle hatte ich uns zum Fernziel die WM 2021 in Kühlungsborn gesetzt. Baustein davon war ein weiteres neues Schiff, ein Petticrows v6.1, das im Februar 2021 ausgeliefert wurde. Daraufhin folgte eine weitere, wichtige Wegmarke, der Regattasieg der ersten großen (zumindest für Corora-Verhältnisse) und internationalen Regatta, der Paul&Shark Trophy in Sanremo.

Wir sind jetzt in einer Position, in der wir nicht nur von den Grossen der Klasse als ernsthafter Gegner wahrgenommen werden, sondern diese auch regelmäßig schlagen. Schade nur, dass mit der Verschiebung der WM in Kühlungsborn das vorläufige Etappenziel verschwunden ist und wir uns von Woche zu Woche nach dem Machbaren richten müssen…. Juan Carlos Trophy in Cascais am Ende des Monats Mai. Soweit planbar, sind die weiteren größeren Regatten in dieser Saison der Danish GP (leider nicht Gold Cup in Marstrand wegen August als Ferienmonat), Schweizer Meisterschaft in Ascona, Hans-Detmar Wagner Cup, Gardasee, Italian GP und GP Finals in Sanremo.

Wie viele Jahre segelst Du schon auf dem Drachen?
Seit 2012

Was ist für Dich das Besondere am Drachensegeln?
Keine andere offene Kielbootklasse hat die Leistungsdichte internationaler Spitzensegler wie der Drachen. Darauf kann die Klasse stolz sein, aber wir müssen diese Anziehungskraft auch permanent erhalten.

Was gefällt Dir am Drachen besonders gut?
Die Mischung aus traditionellem Kielboot mit traumhaften Linien und aero- und hydrodynamischen Komplexität mit der Sensibilität eines Formel 1 Wagens. Trotz aller Technik und Erfahrung hat noch keiner es geschafft, das Wesen des Drachens vollständig zu ergründen.

Was sind die Herausforderungen beim Drachensegeln im Vergleich zu anderen Klassen?
Die Vielzahl der Parameter, die zum Erfolg führen und die Kunst, diese Vielzahl auf eine einigermaßen in den Griff zu bekommende Anzahl zu verringern. Beispiel – Segel: startet mit Segeln, die viel in der Klasse haben und die funktionieren und bleibt für eine Weile dabei, bis ihr die anderen Parameter besser beherrscht.

Wie wichtig ist Dir das Regattasegeln?
Sehr wichtig. Erst bei den Regatten entfaltet sich die grosse Anziehungskraft der Klasse.

Wenn Du Regatten segelst, was sind Deine grössten Erfolge?
Vorne mitmischen.

Was sind Drachensegler für Leute?
Eine schöne Mischung aus ambitioniert und gelassen, gute Segler in der Regel, international.

Typisch Drachensegler*in – was kommt Dir da in den Sinn?
Einer, der Ausdauer hat, dieses unbekannte Wesen zu ergründen und nicht zu früh aufgibt.

Wie könnte man mehr junge Leute zum Drachensegeln bringen?
Durch das Herausheben der Qualität der Segler und die Leistungsdichte der Regatten, s.o., tolle, auch prestigeträchtige Regattaorte, geldliche und Ausrüstungsunterstützung, neue Regattaformate wie die GP Finals, ein «cooles» Erscheinungsbild, Nutzen von IT, Apps etc. an Bord und während der Regatten. Hier sehe auch in der Schweizer KV Nachholbedarf und würde mich gerne mehr engagieren.

Was für einen Drachen segelst Du gerade (Werft, Baujahr, Material)?
Petticrows v6.1, Baujahr 2021, GFK, Standardmastbiegung, Segel: North A14, V6 DL, V6-M, V6-H, Fritz Spi.

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